© Design Hartl Torsten PRO Döllnitz, Stand 02.2020
AUSRUFUNG GOSEFEST
Es ist eine wahre Zeitreise, mit der alljährlich im beschaulichen Döllnitz das
wichtigste Fest des Ortes eingeläutet wird: Kanonenschüsse donnern durch
den Schkopauer Ortsteil, trommelnd ziehen in prächtige Uniformen
gekleidete Männer durch die Straßen, die ihre ebenso historisch gewandeten
Frauen und Kinder im Schlepptau haben. Alle paar hundert Meter machen sie
Halt, laden die Kanonen von Neuem und ballern wieder so laut, dass inzwischen
auch der letzte Bewohner in Döllnitz weiß, dass wieder Zeit für das Gosefest ist.
Grenze zwischen Sachsen und Preußen
„Von 1444 an verlief mitten in Döllnitz tatsächlich eine Grenze
zwischen Sachsen und Preußen“, erklärt Ortschronist Bernd
Sinang. Der damalige Erzbischof Günther hatte nämlich
Territorien an die Sachsen verkauft. Dummerweise wechselte
damit auch eine gute Hälfte von Döllnitz über Nacht die
Zugehörigkeit. „Die Berliner Straße markiert noch recht gut
die damalige Grenzlinie, früher gab es in diesem Bereich einen
Wassergraben“, erzählt Sinang.
Trotz der Teilung ging das Leben im Ort geordnet weiter.
„Schließlich gab es ja auch weiter nur eine Kirche
und einen Gasthof“, wie der Ortschronist berichtet.
Beide Gebäude wurden sowohl von preußischen als auch
sächsischen Döllnitzern genutzt. Und doch sei es hin und
wieder zu Grenzstreitigkeiten gekommen, wie Sinang sagt.
Erst 1815 wuchs wieder zusammen, was zusammen gehört.
Wiener Kongress
Nach dem Wiener Kongress erhielt Preußen auch das sächsische Gebiet rund um Merseburg
und damit wurde auch Döllnitz wieder eins. Um an diesen Aspekt der Geschichte zu erinnern,
wird seit einigen Jahren die Tradition des Ausrufens gefeiert. In diesem Jahr waren es wieder
Sinangs Enkel Tassilo und Björn die als Ausrufer durch die Straßen zogen und das Volk auf das
bevorstehende Gosefest, das dann am Samstag gefeiert wurde, erinnerte: „Nehmt Eure Alte und
zieht los, denn auf dem Platze ist was los“, rief etwa Björn Sinang stimmgewaltig den
Einwohnern zu, die mit einer meist hochprozentigen Stärkung den Treck bereits vor ihren
Häusern erwarteten.
Die Gose, die gab es dann übrigens erst Samstag zu trinken. So wurde schließlich
auch die historische Abfolge gewahrt. Denn erst neun Jahre nach der überwundenen
Teilung - im Jahr 1824 - hielt die Gose in Döllnitz Einzug. (mz)
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